Die Buure-Fasnacht gehört zu den ältesten Bräuchen unserer Heimat
Vorhandene Belege datieren aus dem 13. und 14. Jahrhundert und enthalten bereits Hinweiseauf eine „Alte Fasnacht“ (altum vasinaht 1289), eine „Pfaffen-Fasnacht“ oder „Herren-Fasnacht (rehte vasinaht)1328). Heute noch kennt man bei uns die Redewendung, daß jemand hinterher kommt wie die „alti Fasnacht“. Es gibt einige Orte im Markgräflerland mit einer gewachsenen Buurefasnacht wie Alt-Weil, Sulzburg und Hauingen, die bereits in der „geschlossenen Zeit“, am ersten Sonntag abgehalten wird.
Woher kommen nun diese unterschiedlichen Namen und Zeiten für unsere Fasnacht und wo liegen ihre historischen Wurzeln?
In Wiechs war man immer der Meinung, die Zeitverschiebung stehe mit dem Gregorianischem Kalender in Verbindung. Papst Gregor XIII führte 1582 ein genaueres Schaltverfahren ein, bei dem der Schalttag beim vollen Jahr, mit Ausnahme der durch 4 teilbaren, ausfällt. (Greg. Kalender) Die Einführung des greg. Kalenders erfolgte jedoch allmählich über die Schweiz in den kath. Kantonen, (Wallis 1701-1791), (Graubünden um 1810) und etwa um dieselbe Zeit in Deutschland. Uber Fasnachtsspiele, Umzüge und sonstiges Narrentreiben erfährt man aber schon im 14. Jahrhundert. Diese haben nach neueren Forschungen der Volkskunde ihren Ursprung im christlichen Symbol- Spiel (Himmel-Hölle, Christus-Antichrist) vermischt mit wahrscheinlich viel älteren Frühlingsbräuchen unserer keltischen Vorfahren.
Auch die Ausdehnung der Fasnachtstage auf einen ganze Woche (Schmutziger Dunnschtig bis Fasnachts-Zischtig) dürfte erst im späteren Mittelalter aufgekommen sein. Im christlichen Jahresablauf galten schon seit längerer Zeit die 40 Tage vor Ostern als „geschlossene Zeit“ bzw. Fastenzeit. Dabei zählte man bis Ende des 11. Jahrhunderts die Sonntage innerhalb dieses Zeitraumes ebenfalls dazu. So war demnach der letzte Tag vor Beginn der Fastenzeit der Sonntag (Incocavit)In dieser Nacht feierte man nochmals das Ende des Winters und den Abschied von allen fleischlichen Genüssen. (Carne-vale: Fleisch lebe wohl)
Als nun Papst Urban II auf dem Konzil von Benevent im Jahre 1091 beschlo8, die Sonntage aus dem Zählsystem der 40 Tage heraus zu nehmen, rückte der Beginn der Fastenzeit um vier Tage zurück auf den heutigen Aschermittwoch.
Damit mußte auch das Fasnachtsfest zurückgenommen werden. Während nun die „Herren“ und „Pfaffen“ (Adelige, Geistliche, gehobenes Bürgertum) sich streng an die neue Ordnung hielten, war das einfache Volk (Bauern, Leibeigene, Zünftige) nicht so schnell umzugewöhnen. Nach wie vor feierte man die „alte“ oder „rechte Fasnacht“. Während die Protestanten alle „weltlichen“ Erscheinungen aus der Kirche verbannten, erlebten diese Brauchformen bei den Katholiken eine Aufwertung (Prozessionen, Reliquien, Kirchenkunst usw.) Man distanzierte sich bewußt in allen Lebensbereichen von einander. Dies läBt sich bis heute noch in der Tracht und auch in der Fasnacht erkennen, wobei damals die Fasnacht in protestantischen Gebieten ausstarb.
Dies geschah jedoch nicht überall freiwillig, es bedurfte vielmehr strenger Reglementierungen durch die jeweils Gebietenden. Nur wenige Orte ließen sich ihre Fasnacht nicht nehmen. Sie hielten am alten Termin fest und feierten regelrecht zum Trotz gegen die „Katholischen“ ihre Contra-Fasnacht. Besonders stark hat sich dies in der Basler Fasnacht manifestiert. Aber auch andere Orte in der Schweiz und am Oberrhein verloren nie ganz ihre Buurefasnacht, zu der man auch den Brauch des Scheibenschlagens zählen muß. So sieht man auch heute noch in den Abendstunden des Sonntags „Incovavit“ (Funkensonntag) dem ersten Fastensonntag, überall im Land die Flammen der Scheibenfeuer gegen den Nachthimmel lodern, während dies im kath. Bereich erst am „Lätare-Sonntag“ der Fall ist.
Leider gibt es keine Unterlagen über die historische Entstehung unserer Buurefasnacht.
Sicher ist jedoch, daß aus den erwähnten Gründen auch Wiechs zu seiner Buure-Fasnacht gekommen ist.
Quellen: Verband Oberrheinischer Narrenzünfte, Dieter Dietz